Dieses Mal, möchte ich euch von einer ganz großen Erfahrung erzählen, die ich heuer im Sommer gemacht habe: Meine Delphintherapie auf der Halbinsel Krim, in der Ukraine! Es war ein sehr tolles Erlebnis!
Abgesehen von der Anreise…, die würde ich nächstes Mal gern ändern! Der Hinflug war eine Katastrophe! Statt einem gemütlichen 3-Stunden-Flug von München nach Simferopol – dieser wurde gecancelt – hatten wir eine schier endlose Anreise von 17 Stunden. Am Samstag, den 27. Juni 2009, fuhren wir um 6.30 Uhr los nach Wien, von wo unser Flug nach Kiew ging. Mein Rolli wurde auf Sprengstoff getestet, das Catering war noch nicht an Bord, das gab gleich mal zwei satte Verzögerungen in Wien. So. Endlich im Flugzeug und ab nach Kiew. Der Anschlussflug von Kiew sollte um 14.50 Uhr gehen, doch dieser wurde gestrichen, genauso wie die nächsten drei Flüge. Der Flug wurde auf 19.10 Uhr verlegt und zu allem Unglück mussten wir zwischendurch noch unser Gepäck auschecken. So konnten wir uns mit den Koffern stundenlang nicht vom Platz rühren. Es herrschte eine angenehme Hitze von 39 Grad in der Halle, doch wir waren voller Vorfreude und die konnte uns niemand nehmen.
Schlussendlich flogen wir dann um 20.30 Uhr tatsächlich ab. Nach der Landung noch eine Stunde Busfahrt zum Hotel und da waren wir auch schon: 1 Uhr früh! Wir fielen vor Erschöpfung ins Bett. Wir wohnten im Hotel Yalta, einem Hotel mit 1140 Zimmern. Unser Zimmer hatte eine schlechte Lage, deswegen übersiedelten wir gleich am nächsten Tag in ein anderes, das zu unserer Überraschung auch besser war. Wir hatten in der Ukraine eigentlich gar nichts Besonderes erwartet, aber nun hatten wir plötzlich sogar ein schönes Badezimmer. Das Hotel hatte sogar ein eigenes Delphinarium und wir sausten sofort hin, um uns die Delphinshow dort anzusehen. Das war gleich ein Highlight am ersten Tag!
Die Therapie selbst sollte erst am Dienstag beginnen, wir hatten also noch Zeit um uns zu akklimatisieren und im und ums Hotel umzusehen. Wir spazierten also zum Meer und landeten später am riesigen Hotelpool, um zu relaxen. Wir waren immer noch völlig geschafft. Der Pool war ebenfalls mit Salzwasser gefüllt, was mich am Anfang ziemlich erstaunt hat.
Dienstag, der erste Tag bei „unseren“ Delphinen!
Als wir im Therapie-Delphinarium ankamen, warteten schon die Assistentinnen auf uns. Sie hatten die Neoprenanzüge und Schwimmgürtel schon bereitgelegt, halfen uns beim Umziehen und brachten uns zu den Therapeutinnen, die am Becken standen. Am ersten Therapietag durften die Patienten nur am Steg sitzen, die Füße ins Wasser halten und die Tiere streicheln.
Das Becken ist sechs Meter tief. Im Becken waren ein Delphinweibchen namens Flora und zwei Belugawale namens Broscha und Larik. Flora ist neun Jahre alt und 2,5 Meter lang. Sie wiegt ca. 250 kg, die Belugas sind 10 Jahre alt und wiegen mit ihren 3,5 Meter Länge zwischen 600 und 700 kg. Da hat man schon ordentlichen Respekt vor den Tieren! Ich habe mich aber sofort mit Flora angefreundet!
Am Mittwoch durfte ich dann endlich ins Wasser. Flora hat mich sofort einkassiert und ließ mich nicht einmal in die Nähe der Belugas. Das blieb die ganze Zeit über so. Einmal gelang es mir, mich quer auf einen der Belugas zu legen, da kam sie, schubste mich runter und nahm mich selbst wieder mit. Sie war regelrecht eifersüchtig!
Ich konnte mich anfangs nicht so gut an ihrer Rückenflosse, die man übrigens Flugge nennt, festhalten, weil ich einfach viel zu wenig Kraft habe. Zwei bis drei Meter weit, mehr schaffte ich einfach nicht.. Doch sobald meine Hände nicht mehr an ihrer Flugge waren tauchte sie unter mir durch, drehte um und kam wieder neben mich, als wollte sie sagen:„Hey, komm, probier´s nochmal!“
Am Donnerstag tat Flora etwas Erstaunliches: Sie tauchte von vorne auf mich zu, steckte ihre Schnauze zwischen meine Beine, hob mich hoch und transportierte mich so an die andere Seite des Beckens, wo sie mich dann ins Wasser fallen ließ – und das immer wieder. Einmal „schulterte“ sie mich dann sogar so, dass ihre Flugge zwischen meinen Beinen war und ich mit dem Bauch auf ihrem Rücken lag. Am anderen Ende des Beckens tauchte sie ab und ich schluckte wieder mal kräftig das salzige Wasser. Die Therapeuten sagten, wir seien schuld, dass sie 30 Minuten täglich „Gänsehaut“ haben, denn so etwas haben sie noch nie gesehen und es ist einfach fantastisch was sie mit mir anstellt.
An den folgenden Tagen transportierte sie mich wieder mithilfe der Fluge. Ihr werdet es nicht glauben, aber ich konnte mich schon viel besser festhalten und sie schwamm mit mir einmal quer durchs Becken. Auch merkte sie, wann ich eine Pause brauchte und schwamm dann ganz langsam mit mir, oder blieb sogar im Wasser stehen, so dass ich mich auf sie stützen und ausruhen konnte. Ihr „Belohnungsfisch“ interessierte sie die halbe Stunde, in der sie mit mir schwamm, gar nicht, sie ignorierte ihre Trainerin.
… und es wurde noch besser!
Am siebten Tag aber begann was Sensationelles. Niemand dachte, dass es noch eine Steigerung geben könnte! Niemand konnte glauben was geschah. Aber jeder konnte sich mit eigenen Augen davon überzeugen:
Flora fing an sich vor mich hinzustellen, mir ihre Flipper, die Seitenflossen, hinzuhalten und dann wartete sie bis ich mich daran festhielt und drehte sich im Kreis, als wollte sie mit mir tanzen. Die absolute Krönung war, dass sie sich dann ganz langsam nach hinten legte, so dass sie am Rücken im Wasser lag, Bauch an Bauch mit mir. So schwammen wir dann durchs Becken und an der anderen Seite, was glaubt ihr hat sie gemacht? Richtig! Sie ist abgetaucht und hat mich Wasser schlucken lassen. Aber schließlich musste sie ja auch mal Luft holen. Es war so unglaublich mit Flora, denn auch dieses Erlebnis hatte ich für mich ganz alleine. Der letzte Tag kam viel zu schnell und Flora bekam noch einen dicken Abschiedskuss von mir.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen… Wir haben auch noch andere Dinge gemacht. Zurück im Hotel, gab es im Rahmen der Alpha-Therapie für jeden noch zwei andere Therapieeinheiten: klassische Massagen, Fußreflexzonen-Massagen, Cranio Sacral Behandlungen und Entspannung in der Alphasphäre.
Am späten Nachmittag trafen wir uns dann noch zur integrierten Kindergruppe. Auch die gefiel uns allen total gut! Wir waren am Pool, wenn es schön war, als es einmal regnete in einem Seminarraum im Hotel und einige Male in einem großen Spielzelt am Meer. Meistens hatte jemand UNO dabei und so spielten wir die meiste Zeit. Wenn wir an den Pool gingen, nahm ich mein H2O-UNO mit und wir spielten im Wasser UNO. Es war eine „Fetzen“ Gaudi.
Ein fast drei Jahre alter Junge, der wegen eines zu spät erkannten und nicht rechtzeitig operierten Herzfehlers, nun schwer krank ist, konnte leider gar nichts machen und die Betreuer wussten manchmal nicht, was sie mit ihm anfangen sollten. Er weinte sehr viel und dann sagten sie einfach: „Holt Maria, sie weiß bestimmt was zu tun ist.“ Es war auch wirklich so. Ich ging zu Luca, sah ihn an und wusste immer was er wollte. So konnte ich ihnen dann sagen: „Nehmt ihn auf den Arm und geht mit ihm spazieren, das gefällt ihm bestimmt.“ Auch die anderen Tipps, die ich ihnen gab, halfen und so kam es dann, dass Umka, die Leiterin der Kindergruppe, meiner Mama im Aufzug vorschwärmte, dass sie eine wunderbare Tochter habe. Ich war sehr stolz, als Mama mir das erzählte.
Als wir dann wieder auf der Rückreise waren, waren wir trotz der wunderschönen Erlebnisse mit Flora froh, wieder heim zu kommen. Es war halt doch alles ziemlich russisch in der Ukraine und man sah auch kaum jemanden lachen. Aber bei diesen Lebensumständen wundert es mich nicht wirklich.
Der Heimflug war auch absolut abenteuerlich, angefangen von der Ärztin, zu der man uns brachte, weil Mama eine Umsteigehilfe angefordert hatte, bis hin zu der Rettung, mit der man uns zum Flugzeug brachte, den Wachleuten, die Mama zwischendurch durchsuchten, und den Männern vom Bodenpersonal, die mit mir von einem Terminal in den anderen rannten! Wir waren heilfroh Hilfe zu haben, denn nur in wildem Laufschritt mit vollem Gepäck erreichten wir rechtzeitig den Check-in-Schalter. Ich sag’s euch, so schnell und so lang bin ich noch nie gekantelt (auf zwei Rädern) gefahren worden. Das war übrigens auch das einzige Mal, dass ich in der Ukraine jemanden laufen sah.
Die Therapie jedenfalls war von Mag. Norbert Trompitsch von Dolphinswim super organisiert und wiegt die „russische Atmosphäre“ vielfach auf. Er hat uns von Anfang an gesagt, bei Dolphinswim läge der Schwerpunkt auf Therapie, nicht auf Urlaub. So war es auch, und das war gut so!
Und jetzt?
Die Therapie hat gewirkt! Ich habe wieder neuen Lebensmut und viel mehr Selbstvertrauen als zuvor. Mein allergrößter Wunsch ist es, Flora wiederzusehen! Aber zuvor muss ich mich wohl noch operieren lassen. – mein Rückenmark hat keinen Platz mehr…
Maria P.